Militärschulen

Militärschulen
Militärschulen,
 
Einrichtungen zur Aus- und Weiterbildung des militärischen Führungspersonals, militärische Spezialisten sowie der Beamten der Militärverwaltung. In Deutschland findet die Ausbildung der zivilen Mitarbeiter der Streitkräfte in Ausbildungseinrichtungen der Wehrverwaltung statt (z. B. Bundesakademie für Wehrverwaltung und Wehrtechnik in Mannheim), die der Soldaten in den Schulen der Bundeswehr.
 
Je nach Charakter und Anspruch werden Militärschulen als »Schulen« oder als »Akademien/Hochschulen« bezeichnet. Neben den zentralen Ausbildungseinrichtungen der Truppengattungen (z. B. Artillerie- oder Fernmeldeschulen) und den Unteroffiziersschulen sind Kriegsschulen und Akademien von besonderer Bedeutung.
 
Kriegsschulen sind Ausbildungsstätten für Offizieranwärter, die heute in Deutschland als Offiziersschulen bezeichnet werden. In Preußen wurden 1810 auf Anregung G. von Scharnhorsts drei Kriegsschulen eingerichtet; 1816 traten an deren Stelle 17 Brigade- beziehungsweise Divisionsschulen. 1858 fasste man diese wiederum zu drei Divisionsschulen zusammen, ein Jahr später erfolgte deren Umbenennung in Kriegsschulen. Bayern verfügte seit 1859 über eine eigene Kriegsschule. Im Deutschen Reich mussten seit 1871 alle Offiziersbewerber des Heeres (außer den bayerischen) eine preußische Kriegsschule besuchen. Die Ausbildung der Offizieranwärter der Marine erfolgte seit 1910 an der Marineschule Mürwik. Zur Ausbildung der Offizieranwärter der Reichswehr wurden 1920 anstelle der alten Kriegsschulen »Waffenschulen« der wichtigsten Truppengattungen eingerichtet. 1935 eröffnete man neben den weiter bestehenden Waffenschulen vier Kriegsschulen (Dresden, Potsdam, Hannover, München), die jedoch mit Beginn des Zweiten Weltkriegs wieder aufgelöst wurden. Die Luftwaffe unterhielt zwischen 1936 und 1945 eigene Luftkriegsschulen.
 
In Österreich werden Offizieranwärter an der traditionsreichen »Theresianische Militärakademie« in Wiener Neustadt (gegründet 1752 durch Maria Theresia) ausgebildet. In der Schweiz besteht neben anderen Schulen die »Militärwissenschaftliche Abteilung« an der Eidgenössischen TH in Zürich für die Vorbereitung der Instruktionsoffiziere. In Großbritannien gibt es die Kriegsschule in Sandhurst, in Frankreich die »École Polytechnique« in Paris für Artilleristen und Pioniere sowie die »École spéciale militaire de Saint-Cyr« bei Paris für das übrige Heer, in den USA West Point, N. Y. (Heer), Randolph Field, Texas (Luftwaffe) und Annapolis, Maryland (Marine), in Russland Offizier- und Militärhochschulen der Teilstreitkräfte beziehungsweise der Waffengattungen.
 
Akademien sind Ausbildungsstätten zur weiteren Qualifizierung von Offizieren, v. a. zur Vorbereitung auf den Generalstabsdienst. In Preußen wurde 1810 auf Anregung Scharnhorsts die »Allgemeine Kriegsschule« in Berlin errichtet, die Umbenennung in Kriegsakademie erfolgte 1859. Seit 1867 gab es eine bayerische Kriegsakademie in München. Beide Lehranstalten wurden 1919 aufgelöst, die Berliner 1935 wieder eröffnet. Neben der Kriegsakademie des Heeres bestanden seit 1935 die Luftkriegs- und die Lufttechnische Akademie (mit Unterbrechungen bis 1945), ebenfalls in Berlin. Die (deutsche) Marineakademie existierte 1872-1919 und 1935-45 (bis 1939 in Kiel, nach Unterbrechung des Ausbildungsbetriebes ab 1943 in Berlin und Bad Homburg), an ihr wurden Marineoffiziere für den Admiralstabsdienst ausgebildet.
 
Kriegsakademien des Heeres sind z. B. in Großbritannien das »Army Staff College«, in Frankreich die »École supérieure de guerre«, in den USA das »Command and General Staff College«.
 
Nach dem Ersten Weltkrieg wurden in einigen Ländern als höchste militärische Lehr- und Bildungseinrichtungen »teilstreitkraftübergreifende« Militärschulen eingerichtet, an denen höhere Offiziere mit Fragen der Gesamtkriegführung vertraut gemacht wurden. Beispiele hierfür sind die Wehrmachtakademie (1935-38), in Großbritannien das »Royal College of Defence Studies«, in Frankreich das »Centre des Hautes Études Militaires«, in den USA die »National Defense University«. Die NATO unterhält das »Defense College« in Rom, das der gemeinsamen Weiterbildung von Beamten und Offizieren der höheren Führungsebene dient. In Deutschland besteht als höchste Aus-, Fort- und Weiterbildungseinrichtung der Streitkräfte die Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg. An ihr werden die Stabsoffiziere teilstreitkraftübergreifend in Grund-, Verwendungs- und Funktionslehrgängen auf ihre Verwendung im In- und Ausland vorbereitet.
 

Universal-Lexikon. 2012.

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